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FLOW IN DER GRUPPENARBEIT UND SELBSTFREMDHEIT

In Gruppen zu arbeiten ist den meisten SuS angenehmer, denn dabei kommunizieren sie miteinander, und das macht deutlich mehr Spaß. Seit längerem entwickle ich deshalb mit Vorliebe Gruppenarbeiten. Vielleicht ist hier eine innovative Definition von Flow zu finden, der sonst immer in der individuellen Vertiefung mit dem Material gesucht wird. Wenn Flow bedeutet, eine Tätigkeit zu finden, in der man voll aufgeht, bei der “die Zeit wie im Flug vergeht”, dann passt das auch auf die vielfältigen Beziehungstätigkeiten, durchs Witze machen, durchs Aushandeln, durchs Quatschen womöglich,- wohl im Angesicht einer bildnerischen Aufgabe, die thematisch den Rahmen vorgibt, die dabei natürlich oft verlassen wird. Aber eine Vertiefung findet auch hier statt, wenn auch eine nicht klar fassbare, denn sie fällt zum Beispiel in so schwammige Gefielde wie sozial-intelligentes Lernen.

Bislang orientierte ich mich an dem Konzept der Selbstfremdheit ,- das Joachim Kettel als den Prozess einer formgebenden Vertiefung in ein Material beschreibt, in das sich die einzelnen Schüler_Innen begeben. Die SuS vergessen sich dabei vollkommen, und verschmelzen gewissermaßen mit dem Gegenstand, mit dem sie sich auseinandersetzen. Sie treten in eine Art Ding-Mensch Beziehung, (und über das Inter-esse geraten sie aus dem Esse). Das ist allerdings ein Modell, das SuS in einer individualisierten Auseinandersetzung (am Platz sitzend) verordnet, entsprechend eine “Sozialform” ist, die Einzelarbeit genannt wird. So ein Zugang kommt mir entgegen, wenn ich SuS versunken an ihren Plätzen beschäftigt sehe. Eventuell ist das eine Sache der Veranlagung. Ihre Ergebnisse sind dann auch wirklich überdurchschnittlich gut. Ich möchte SuS, die sich in einen derart beschriebenen Prozess der Vertiefung begeben, unbedingt fördern.

Das ist aber das Ding einiger Weniger. Diese SuS bilden meiner Erfahrung nach eine kleine Ausnahme. Zum viel größeren Teil sehe ich unter den SuS den Drang, untereinander in Beziehung zu treten, also die zwischenmenschlichen Beziehungen auszuarbeiten. Die pädagogische dritte Instanz wird von den Gleichaltrigen übernommen, und vermittelt durch plurale Beziehungen, anstatt via der unterrichtenden Einzelperspektive der Lehrperson. Kunstunterricht bekommt hier noch eine andere Funktion, nämlich die, Weltausschnitte bereit zu stellen, vor deren Hintergrund ein Miteinander-in-Beziehung-treten spannend und interessant wird. Sie bieten dem eigentlichen Ziel der Jugendlichen stichwortliefernde Kontexte, als inspirierende Kulissen. Die Funktion der Lehrenden solch eines Zugangs erfüllt sich darin, die SuS nicht zu sehr von dem gegebenen Kontext abweichen zu lassen, -immer wieder auf Thema, Technik und Inhalt zu verweisen.