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Kunstkritiken schreiben

Von dem Matura-Themenpool, dass die Fachgruppe für Bildnerische Erziehung erstellt hat, ist das 18. Themengebiet dem Kunstbetrieb, der Kulturindustrie bzw. der Kunstvermittlung gewidmet. Diesen Themenbereich möchte ich nun durch ein kleines Projekt mit meinen 16, und 17- jährigen SuS behandeln. Wir besuchen Ausstellungen, und daraufhin schreiben die SuS Rezensionen darüber. Dazu stellen sich die Fragen über den Inhalt und die Form von Rezensionen. Zuerst sollen die SuS mit unvoreingenommenem Blick durch die Ausstellung streifen. Dann treffen wir uns für eine Zwischendiskussion im Museumscafe. Jetzt gibt es eine kleine Frage,- bzw. Inputrunde. Ich eröffne die Aufgabenstellung: Über die Ausstellung soll eine Kritik geschrieben werden. Wir besprechen, was in einer Rezension Platz finden kann. Dabei gehen wir von den Subjekten aus: Ist einer/m SuS die Ausstellung völlig gleichgültig, so wird seine Rezension der Frage nachgehen, was das Museum hätte anders machen müssen, um eine Erregung hervorzurufen. Ist ein/e SuS begeistert und inspiriert, geht er/sie eben auf diese Aspekte ein, und beleuchtet, auf welche Weise die Ausstellung aus anderen hervorsticht. Dabei verweise ich als Lehrperson auch auf jene Aspekte einer Ausstellung die gegenüber der ausgestellten Kunst oft in den Wahrnehmungshintergrund rücken: Die Entscheidung, ein White Cube Gefühl zu erzeugen, oder die Arbeiten in einer Wohnzimmeratmosphäre zu zeigen, hat zum Beispiel einen großen Einfluss auf die Wirkung der ausgestellten Arbeiten. Auch das Museum als Ganzes kann in den Blick rücken. Empfinde ich beim Besuch ein einladendes oder ablehnendes Gefühl und womit hängt das zusammen? Ist Kunst, auf diese Weise in einem Museum ausgestellt nicht an sich schon kritikwürdig? Soll die Entscheidung der Lehrperson, ins Museum statt zu Graffitiwandzügen zu gehen, ins Zentrum der kritischen Reflexion gerückt werden? Oder ist die Beschäftigung mit der Ausstellung rein formaler Natur,- werden die Werke auf kunsthistorische Referenzen abgeklopft?

Bei all dem ist es wichtig zu sehen, wo man als kritisierende Position selbst steht. Die Kunstwahrnehmung ist grundsätzlich subjektiv, aber gerade das macht das Teilen einer Kunsterfahrung wertvoll für eine Gemeinschaft. Gibt es kein genügendes Wissen, fehlt also der Erfahrungshintergrund zur Kunstgeschichte, sollten im Zentrum der Rezension dementsprechend nicht kunstgeschichtliche Argumente geführt werden.

Mein persönlicher Erfahrungshintergrund sehe ich sehr wohl in diesem Bereich, und daher argumentierte ich in meiner Arbeit als Kunstrezensent für Artmagazin.cc 2013 mit kunstgeschichtlichen Referenzen.

Nach der Reflexionsrunde entsende ich die SuS erneut in die Ausstellung, diesmal mit dem Blick von Kunstrezensent/Innen. In der Folgeeinheit entstehen dann die Rezensionen.

Nach der Einheit:

Der Lehrausgang fand an einem schönen, kalten Tag statt. Die Lederhülsenbäume in der Mariahilferstraße färben sich in ihr allherbstliches goldgelb-grünes Gewand. Auf dem Weg zum Museumsquartier unterhielt ich mich mit einer Schülerin, deren Schwester in meine 1. Klasse geht. Auf meine Bemerkung, dass ihrer Schwester eine große Ernsthaftigkeit eigen ist, musste sie laut lachen und sie stimmte zu und konnte diese Beschreibung nachvollziehen. Im Museumsquartier sahen wir uns eine Ausstellung der 9 Mikromuseen an,- Vinz Schwarzbauers Herta&Hüne Ausstellung in der Comicpassage, und die eben erst eröffnete Ausstellung “Das Tier in dir” im Mumok. Nach der Mikro-Ausstellung zu Schwarzbauer setzten wir uns in den Gastgarten des Dschungel-Cafes und sprachen zusammen über die Kriterien einer gelungenen Kunstkritik. Den Rest der Stunde verbrachten wir in der Mumok-Ausstellung, die viele als irritierend bis verstörend empfanden.