Meine Professorin von der Uni wurde beinahe ärgerlich, als ich ihr erzählte, dass ich auch schon mal privat für Material aufkomme, für das der Schüler_Innenbeitrag nicht reicht. Klar ist, dass damit die Zone der Zuständigkeit wie selbstverständlich in den privaten Bereich der Lehrperson verschoben wird. Das privat beigesteuerte Geld sowie auch die privat beigesteuerte Mehr-Arbeitszeit bleibt “unsichtbar”, wird in keiner geläufigen Währung abgegolten. Solches Handeln untergräbt nicht nur die öffentliche Anerkennung persönlicher Bemühungen sondern auch die politischen Bemühungen darum, dass die schulische Institution dem Fach den vollen finanziellen Wert beimisst, den es verdient.
Mit einigem Bauchweh hatte ich nach dem Gespräch mit meiner Professorin an das bereits beigesteuerte Geld gedacht, und beschloss, von nun an sehr genau abzurechnen… bis es dann doch wieder anders kam, und das aus einigen einleuchtenden Gründen die ich jetzt darlegen möchte.
Die Schule als Arbeitsplatz, so habe ich herausgefunden, ist nicht nur eine Folgesituation meines Studiums, sie ist auch eine nochmalige Möglichkeit zu studieren,- eine zweite Chance, für die verpassten Gelegenheiten, die wertvollen Lehren der Uni zu vertiefen. Die universitäre Lehre, so habe ich begriffen, ist der Schulzeit sehr ähnlich, was ihren Möglichkeitsraum anbelangt. Der größte Unterschied zur Schulzeit liegt im persönlichen Bereich der Selbstständigkeit, und damit im Wissen um den eigenen Gestaltungswillen. Handhabe ich die Schule rein als Schule, und somit bloß als Arbeitsplatz, akzeptiere ich sie als abgeschlossene Entwicklungsstufe, und beraube mich selbst des forschenden Zugangs. Bleibe ich in einem Modus der Unklarheit, einer im besten Fall lustvollen Suche, so bin ich hingegen ein Schüler unter Schüler_Innen und werde diesen jüngeren Forschenden ähnlich bleiben, was offensichtliche Vorteile mit sich bringt. Hinsichtlich dieser Beobachtung bekommt Jaques Rancieres “Der emanzipierte Beobachter” erneut für mich Bedeutung, denn dort verbindet Ranciere die forschende Haltung der Lehrenden mit einer wichtigen politischen Botschaft: Der Lehrende darf in keiner Wissenshierarchie zu den SchülerInnen stehen. Ein Lehrender, der sich selbst nicht als abgeschlossen begreift, ist ein Lernender unter Lernenden, wenngleich vielleicht in einem fortgeschrittenen Stadium der Vertiefung. Daraus ergibt sich für mich logischer Weise ein Verhältnis zu den Schüler_Innen, in welchem ich der Teilnehmer einer vom Unbekannten begeisterten Forschungsgruppe bin. Begeisterung ist darin ein Gegenpol zu pedantischer Bürokratie. Sie bedarf der Großzügigkeit, sie sucht Erfüllung, ist kreativ und schöpferisch. Ein Forschungsprojekt, das von diesen Adjektiven getragen ist, transzendiert Schule in etwas neues… Lehrende sind darin nicht mehr Lehrende,- sie sind Mitglieder einer Forschungsgruppe, die zufällig finanzielle Mittel haben, die ein Forschungsprojekt ermöglichen. Solche Lehrenden sind mit ihrer Forschungsgruppe in einem Prozess der Vertiefung und verlieren darin auch ihre Eigenschaften als Bedienstete mit Gehalt,- sie arbeiten nicht mal im herkömmlichen Sinn des Wortes,- sie sind begeistert und begeistern sich im künstlerischen Vertiefungsprozess als auch in der sozial-emotionalen Erfahrung, die sich aus so einer Vertiefung in einer Gruppe von Menschen einstellt. Das ist das maximale Bildungsversprechen, und davon profitiere ich (noch) mehr als von einem Gehalt.