Freitag, 17.12.2021 /1.
Ich habe die Leonardobrücke auch mit der 1. Klasse gemacht und ebenso als Wettbewerb in drei Gruppen gestaltet. Seltsamerweise wollte O. wieder einmal nicht mitmachen Er saß an seinem Platz am einzigen frei gebliebenen Tisch und sah nur immer wieder in die Richtung der anderen Jungen, wobei er mal verträumt, mal milde interessiert wirkte. Der Eifer, Ehrgeiz, die Neugier, die ich bei den anderen SuS feststelle ist bei O. gar nicht oder nur sehr gering da. Schließlich kam er dann doch zu den anderen Jungen, aber erst, nachdem ihn J. gerufen hatte,- gemeint hatte, dass sie seine Hilfe bräuchten. Es lässt sich sagen, dass J.charakterlich das Gegenteil von O ist. J. ist überdurchschnittlich sozial- er hat ein soziales Talent, eine Begabung zur sozialen Interaktion, und entfaltet sich in dieser Begabung zu jeder Zeit in der Schule. Das gelingt J. auf eine sehr natürliche Weise. Wieder ganz anders ist S., denn S. ist ein gutes Beispiel für das, was Joachim Kettel die Selbstfremdheit nennt,- der Prozess der Verschmelzung von Subjekt und Material. Er ist überdurchschnittlich konzentriert, und arbeitet zumeist allein.
Sehr gut verstehen sich J. und A. A ist nämlich ebenfalls sehr nach außen gehend,- recht schambefreit, wie zu sehen ist, wenn er zu den von ihm begeistert geforderten Lieder zu tanzen beginnt. A. und J. sangen heute unisono die Strophe eines Liedes, in dessen letztem Satz das Wort "Motherfucker" vorkommt.
Ich fragte J. und S. nach dem Inhalt des Liedes, worauf sie mir einige Erklärungsversuche gaben, die jedesmal genau den Teil "Motherfucker" aus ließen.
Ich fragte sie daher explizit nach der Bedeutung dieses Wortes. Mother,- meinte ich, wäre klar, das heißt Mutter. Aber was heißt "Fucker"?
A. meinte, er wisse nicht genau, was Fuck heißt, und erzählte, er hätte auf google nachgeschaut, was Hurensohn bedeutet, da wäre aber die Beschreibung "Gemeiner Typ" gekommen, und A. wisse aber, dass das was ganz anderes bedeutet. Also fragte ich nach der Bedeutung dieses Wortes und J. erklärte diesmal, es handelte sich um den Sohn einer Frau, die ihr Geld mit Dingsda verdiene. Dann fragte ich, warum Hurensohn als Schimpfwort benutzt würde, worauf die Jungs keine Antwort fanden. Ich sagte, Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen würden, tun das nicht, weil sie das so gerne machen, sondern weil sie sonst kein Geld haben.
Ich fragte, ob die SuS schon Sexualkundeunterricht gehabt hätten. A. meinte, in der Volkschule hätte er zwei Stunden zu dem Thema gehabt, es wären sehr unangenehme zwei Stunden gewesen. Das Gespräch war beendet, nachdem ich sagte, es wäre klug, Wörter, die die SuS nicht verstehen würden, im Internet nachzurecherchieren, und ihre Bedeutung in Erfahrung zu bringen. Ich riet den SuS davon ab, diese Wörter zu benutzen, solange sie ihre Bedeutung nicht verstehen.