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Mysterienkammer Fotolabor

Meine Schule hat ein Fotolabor, das ist besonders und selten. Meine Vorgängerin hat mir nun gezeigt was alles möglich ist. Bspw. haben die SuS ihre Shilouetten fotografiert, am Lichttisch schließlich Glasplatten auf das Fotopapier gelegt und das Negativ zusammen mit Sand und Wassertropfen abgelichtet. Ich weiß nun auch, die bisher bloß seltsam aussehenden und herumliegenden Leuchten für Langzeitbelichtungen in einem abgedunkelten Kunst-Saal zu verwenden. Ich weiß nun auch, dass die Lade mit 50 Schlüsseln ihren Zweck in Fotogramm-Material erfüllt. Und ich habe jetzt recht viel mehr Ahnung davon, was ein solches Fotolabor zu leisten im Stand ist. Allerdings hatte auch meine Vorgängerin nie das DinA3 Fotopapier angegriffen, dass ihr megalomanisch veranlagter Kollege angeschafft hatte,- so wie auch die zwei Halos und einige Gerätschaften, deren Zweck nicht mal die Expertin erkannte, die ausgebildete Fotografin ist und an verschiedenen Unis unterrichtet hatte. Das Fotolabor ist so auch eine Mysterienkammer, ein magischer Ort, der uns wortwörtlich an die Grenzen unseres Verständnisses bringt. Der Vorschlag der Expertin ist denn auch, sie als solche den SuS zu eröffnen,- wir mögen alle zusammen forschend erkunden, was die Räumlichkeit mit ihren Gerätschaften zu bieten hat. Die Expertin, so nenne ich sie hier, ist leidenschaftlich bei der Sache. Sie beobachtet, zieht Schlüsse und handelt konsequenterweise und tut das alles mit intrinsischem Elan. So kommt eine zusätzliche, ganz eigene Energie mit in das Projekt, und die Frage, ob analoge Fotografie überhaupt etwas ist, das zu lehren heute noch irgendeinen Sinn macht, verflüchtigt sich zusehends. Natürlich macht sie Sinn, steht in jeder Falte, die jede neue ins Spiel gebrachte Perspektive wirft. Es ist genau die praktische Forschung mit dem physischen Material, die uns mit den Handys immer mehr aus der Hand genommen wird. Die hypertechnologische kleinstteilige Elektronik des Smartphones entzieht sich jeder Partizipation, bleibt ein monolithisches Wunderwerk. Dem ist die wundersame Dunkelkammer gegenübergesetzt, die lauter zu füllende Lücken bereit hält, die richtige, physische, reale Lernprozesse anbietet.