Do, 20.1.2022
Von einer Schülerin, die meistens wenig sagt und sich eher zurückhält, kam heute ein deutlicher Einspruch gegen das, was ich gesagt hatte. Es begann damit, dass mich ein Schüler fragte,- ob man etwas “so sagen kann”, oder ob das “falsch” ist. Ich beantwortete diese Frage folgendermaßen (sinngemäß): Es gibt nicht eine richtige Weise, die Dinge zu sagen, sondern sie lassen sich auf verschiedene Weisen sagen, es geht vielmehr darum zu fühlen, was man sagen möchte, und dem dann einen Ausdruck zu verleihen, so dass es das Gefühlte trifft.
Die Schülerin meinte, das das nicht stimmt. Es gibt sehr wohl richtige und falsche Sätze, zum Beispiel in Bezug auf Rassismen. Ich meinte, ich spräche in Bezug auf Rassismus lieber von guten und schlechten Sätzen bzw. Wörtern, weil es bei Rassismus ja um ethisch, moralische Wertungen geht, und nicht die Richtigkeit des Satzes selbst dabei zur Debatte steht.
Und während ich das aufschreibe, fällt mir auf, wie viel besser ich mich an das erinnere, was ich gesagt habe, und wie shilouttenhaft mir dagegen die Sätze meiner SuS in Erinnerung geblieben sind. Das deutet auf die Entwicklung eines Verhaltens hin, dass ich an meinen Professor_Innen nie gemocht hatte: Sie vermögen es immer weniger zuzuhören, umso mehr sie ins Sprechen kommen. Ich sehe mich manchmal in diese Spur gleiten und das darf nicht passieren. Die guten Lehrenden sind diejenigen, die sich wirklich interessieren für das, was sie gesagt bekommen, die die Worte, speziell die Kritik ihrer SuS, als das Wertvollste wahr- und annehmen können, und die sich gedanklich damit auseinandersetzen.