1.2.2022
In der letzten Stunde dieses Semesters haben wir einen Film angesehen, die Wahl hatten die SuS und sie fiel nach einer Abstimmung von 5 Vorschlägen auf Norbit mit 9 Stimmen. Zur Auswahl wurde außerdem Sherlock Holmes und Enola Holmes gestellt, sowie Kindsköpfe und noch ein Film, dessen Titel ich gerade vergessen habe. Sie schnitten alle mit je einer Stimme ab, und damit weit unter “Norbit”.
Norbit ist eine Komödie, die ihren Witz aus politisch unkorrektem Humor bezieht. Innerhalb dieser Komödienkategorie setzt der Film auf fatshaming. Besonders viel wurde über die ‚Sex-Szenen‘ gelacht, in welchen sich Norbits übergewichtige Frau Rasputia auf Norbert stürzte und dabei jedes Mal das Bett zusammenbrach. Waisenhausbesitzer Wong nannte seinen neuen Schützling Norbit ein kleines hässliches Kind, weil es schwarz ist, und gab im gleichen Augenblick zu, dass es rassistisch ist, das zu sagen, und dass er ein Rassist ist. Das Wong bekennender Rassist ist, und doch als liebenswerter Vater dargestellt wird, verharmlost seine Aussagen und verführt zu der Ansicht, seine Aussagen wären egal, wenn er nur sonst menschlich handelt. Ich habe mich durch den Film gequält, und dabei entschieden, bei einer vergleichbaren Situation in der Zukunft eine Vorauswahl zu treffen, aus der die SuS wählen dürfen.
So fand Rassismus heute auf demokratischem Weg Eingang in die Schule, nebenbei gesagt, vorrangig gestützt von den Stimmen einer Gruppe von Mädchen, unter ihnen auch ein Mädchen ‚of Color‘. Warum ist es aus der Sicht der Mädchen gut/wünschenswert, den Film anzusehen? Vielleicht kennen sie keine besseren Filme, gerne auch Komödien, aber eben welche, die auf höherem Niveau lustig sind. Mir erschließt sich das noch nicht, und ich werde das heute in der Lernstunde, die ich mit SuS dieser Klasse verbringe, nochmals thematisieren.*
Die einzige bemerkenswerte Leistung des Films ist vielleicht die Make-Up Expertise, denn Eddy Murphy, der sowohl Rasputia, Norbit als auch den Waisenhausbesitzer Mr. Wong spielte, habe ich in allen drei Rollen nicht erkannt.
*zwei Stunden später habe ich nachgefragt,- und da fanden den Film alle Anwesenden ziemlich schlecht. Unter den Anwesenden war nur eine der SuS, die sich für den Film entschieden hatten. Sie fand den Film nun auch schlecht. Was bedeutet das? Vielleicht, dass es notwendig ist, diese Themen zu behandeln, und das die Notwendigkeit zum Tageslicht dringt, wie die Füllung eines Sandwichs, wenn man hineinbeißt, -unvermeidlich und auf allen nur möglichen Wegen?