Bisher war das Wiederholen erprobter Unterrichtskonzepte keine große Sache. Entweder wollte ich nichts wiederholen, oder die SuS hatten den starken Drang zur Selbstbestimmung des Folgeprojektes. Jetzt probiere ich es mit einem Projekt, in dem die SuS sich mit der Mode und dem Körperbild zweier Epochen auseinandersetzen: Der Renaissance und unserer Zeit (wie nennt man die?) sind Stapel von Illustrierten bzw. Kunstabbildungen entsprechend auf zwei Tischen geschlichtet, und die SuS nehmen sich, was sie brauchen, kombinieren mindestens ein Teil der einen mit einem Teil der anderen Epoche. Zum Beispiel kann man einem zeitgenössischen Körper ein Kleid der Renaissance geben, oder man einer Menschendarstellung der Renaissance eine Dolce & Gabbana Tasche umhängen. Im Ballsportgymnasium hat das so ausgesehen:
Den Kombinationen sind Werbesprüche in Serifenschrift beizufügen, und die modischen Accessoires sind mit Preisen zu etikettieren. Die Ergebnisse haben auch für damalige eher desinteressierte Verhältnisse für viel Gelächter und Gespräche gesorgt.
Fortführung: Rückblick auf die Vorstellung und Durchführung des U-Konzepts
Die SuS waren sehr erfreut, dass ich die Idee mit den Referaten gestrichen hatte und sie stattdessen eine Collage machen konnten. Ich hatte in der Stunde vor dem Unterricht noch einige Bildbände mit großformatigen Abbildungen von Werken der Renaissance zur Collage aufbereitet, indem ich einfach an der Kante entlang schnitt, bis alle Seiten lose Blätter waren. Ich tat mir nicht leicht dabei, vielmehr hatte ich seit langem mit diesem Gedanken herumgeschlagen: Wie erfüllen diese Bildbände ihren bestmöglichen Sinn- wenn ich sie jahrelang aufhebe aber doch nie hinein sehe? Wenn ich sie verkaufe oder verschenke? Aber auch dann wäre meiner Erfahrung nach die Gefahr sehr groß, dass sich der Daseinsgrund der Bücher im Füllen von Regalraum erschöpft.
So wie ich es in einem vergangenen Blog bereits erwähnte, half mir Sigmund Freud mit seinem Tagebucheintrag, die Bücher zu zerschneiden, und letzten Endes dürfte es für die Dadaisten nicht anders gewesen sein, die doch über die Surrealisten sicher auch einen Freund in Freud gefunden hatten?
Eine Schülerin, die nicht zu meiner 6. Klasse gehört, hatte gerade keinen Unterricht, und fragte, ob sie bei mir dabei sein darf. Nachdem ich die Aufgabe bekannt gegeben hatte, fragte sie, ob sie auch mit machen darf. Läuft es so, kann ich es mir nicht anders wünschen. Ich bin nun sehr gespannt auf die Ergebnisse.